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„Anders ist gutes Webdesign ja heute gar nicht mehr vorstellbar.“ — Interview zum Relaunch von Welt.de

Wir haben noch nicht alle älteren Artikel nachbearbeitet. Das bezieht sich in der Regel nur auf die Codebeispiele, die noch nicht optimal dargestellt werden.

„Anders ist gutes Webdesign ja heute gar nicht mehr vorstellbar.“ — Interview zum Relaunch von Welt.de

Der Internetauftritt der Tageszeitung „Die Welt“ hat vor kurzem einen Relaunch bekommen. Neben der Optik wurde der Quellcode kräftig renoviert. Auch am Konzept scheint sich einiges getan zu haben, wie uns Peter Schink im Interview verrät.

Der Internetauftritt der Tageszeitung „Die Welt“ hat vor kurzem einen Relaunch bekommen. Neben der Optik wurde der Quellcode kräftig renoviert. Auch am Konzept scheint sich einiges getan zu haben, wie uns Peter Schink im Interview verrät.

F: Was war der Anlass für den Relaunch?
A: Der Anlass war schlicht, dass die „Welt“ sich komplett verändert hat – angefangen bei einer neuen Redaktion mit wesentlich mehr Redakteuren, aber auch viel mehr Inhalten. Und nachdem auch ein neues Redaktionssystem eingeführt wurde, war der Relaunch nur naheliegend.
F: Wie lang haben Planung und Realisierung gedauert?
A: Es ging wahnsinnig schnell – erste Designs gab es Anfang Juli, ab Oktober wurde programmiert – und siehe da, Mitte Februar sind wir auch schon online gegangen – rasend schnell für ein Projekt dieser Größenordnung, wenn man auch noch die Aboverwaltung und ähnliches migrieren muss.
F: Wieviele Leute waren seitens der Zeitung und seitens der Agentur maßgeblich beteiligt?
A: Das ist schwer zu sagen – das Design wurde von mindestens zwei Hände voll Leute einer externen Designagentur gemacht, die Programmierung von mindestens 15 Leuten, einige Menschen die sich um die so genannten Drittapplikationen gekümmert haben und noch einigen Menschen mehr, die dies alles wiederum koordiniert haben. Ich habe das gerne als unsere „Großbaustelle“ betitelt – und am Ende wird doch nur eine kleine Internetseite daraus.
F: Nutzen Sie ein marktübliches CMS oder eine Neuentwicklung?
A: Marktüblich, ja so könnte man das wohl sagen. Das CMS heißt „Escenic“ und wird bislang vor allem in Skandinavien eingesetzt
F: Gab es von Seiten der Welt die Vorgabe, keine Layouttabellen zu nutzen oder war das selbstverständlich Teil des Angebotes der Agentur?
A: Das war für uns völlig klar, das war Vorgabe für die HTMLer. Anders ist gutes Webdesign ja heute gar nicht mehr vorstellbar.
F: Welche Vorteile für Sie und für Ihre Leser streben Sie mit dem Relaunch vor allen Dingen an?
A: Das wäre jetzt eine lange Liste, aber ich versuche mal, es auf die Kernpunkte zusammenzufassen:

  1. unterschiedlichste Bedürfnisse befriedigen (sowohl was Inhalte als auch Form der Auslieferung der Website angeht)
  2. modernes und ansprechendes Design, das sowohl Nachrichtenkompetenz ausstrahlt, aber auch zum Schmökern einlädt
  3. technisch fortschrittlich sein, heißt: Webstandards so weit wie möglich einhalten, Google erfreuen und ähnliches
  4. vor allem den Leser ernst nehmen: also nicht die Marke in den Mittelpunkt stellen sondern das, was die Leute von uns erwarten
F: Haben sich durch den Relaunch die internen Abläufe vereinfacht und gestaltet sich die Wartung und Erweiterung nun effizienter?
A: Ehrlich gesagt, teils teils. Für die Redakteure ist vieles einfacher, aber die höhere Komplexität der Technik ist natürlich auch mit mehr Aufwand für die Techniker verbunden.
F: Die Beherrschung der Webtechniken ist nicht immer einfach, denn neben einer mitunter komplizierten Theorie setzen manche verbreitete Browser die wichtigsten Webstandards nur teilweise und fehlerhaft um. Welche Schwierigkeiten und Hindernisse mussten Sie bei der Entwicklung ihrer neuen Site überwinden?
A: So im Detail können das wohl nur die Programmierer sagen… aber man merkt zum Beispiel an einigen verschachtelten DIV-Containern, dass auch moderne Redaktionssysteme Grenzen setzen.
F: Können Sie verstehen, daß andere Wettbewerber noch immer nicht auf modernes Webdesign ohne Layouttabellen bauen?
A: Ja, sogar sehr gut. Oft ist der Wille zur Veränderung da, aber dank komplizierter CMS-Technik und fehlendem Geld ist eben so ein Relaunch auch nicht immer ganz leicht.
F: Unter den Webkrauts befinden sich auch Autoren von Fachbüchern und technischen Dokumentationen. Gab es Anleitungen, Tutorials oder Bücher, die Ihnen besonders weiterhalfen? Welche Hilfestellung hätten Sie sich erwünscht?
A: Hm, Hilfe braucht man vor allem, wenn man das erste Mal den Quellcode sieht, den ein Programmierer zurecht geschrieben hat. Und dann ist es für Manches auch schon zu spät. Ernsthaft: In der Regel sind es externe Programmierer, denen man zwar Vorgaben macht, aber im Detail kann man das Ergebnis nur bedingt beeinflussen – an fachlicher Kompetenz hat es unseren Technikern aber nicht gemangelt, denke ich. Das Ergebnis kann sich schon sehen lassen.

Das Interview führte Jens Grochtdreis.

Peter Schink

Peter SchinkAls gelernter Journalist hat Peter Schink sechs Jahre lang in verschiedenen Positionen bei der Netzeitung gearbeitet und 2006 die Readers Edition entwickelt. Anschließend wechselte er als Chef der „Produktentwicklung“ (heißt: Website-Konzeption) zur Welt. Mit laufrausch.net und geektogether.org hat er zwei eigene Websites gestartet und als PHP-Coder zusammen mit Timo Wirth und Heike Edinger ein CMS entwickelt. Er ist in seiner Freizeit begeisterter Blogger unter blogh.de.

Kommentare

Kopfschüttler
am 06.05.2007 - 07:52

Sehr interessant das alles.

Als Leser kann ich allerdings nur folgendes sagen: mir gefällt "die Welt" als Papierversion nach wie vor besser, weil ich auf Anhieb weiß, wo ich was finde.
Das kann ich für die Homepage, die ja nun wirklich ein "Monster" ist, nicht sagen. Stöbern in der "Welt" online bedeutet, sich zu verlieren oder zu verlaufen.

Finde ich.
Und das gilt meiner Meinung nach auf für andere Printprodukte, beispielsweise spiegel.de. Sieht übrigens recht auffällig ähnlich aus, oder? :-)

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MiSc
am 07.05.2007 - 08:39

Die Welt-Seite bietet zwei Stylesheets zum Auswählen an:
hideAnouncement
showAnouncement

Beides mal falsch geschrieben, beides mal kein Unterschied im Layout...?!

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Christoph
am 09.05.2007 - 16:23

Finde die Seite eigentlich ziemlich überladen, zu groß und zu unübersichtlich.

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Alexander
am 12.05.2007 - 02:44

Warum finden sich die rss feeds ausschließlich klein am rand unter service wieder, natürlich ist es schwierig alle möglichen kombinationen im head bereich unter zu bringen, den news-feed zur startseite (den es auch als angebot gibt) hätte man durchaus einbetten können...

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Trip-Trap
am 15.05.2007 - 07:48

Ich finde den Auftriff etwas unübersichtlich. Der Content rutscht unter der Navigation nach links. Ausserdem haben die für meinen Geschmack zu viel Werbung drauf.

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Thorsten
am 17.05.2007 - 16:50

Ich könnte mir verschiedenes anders vorstellen. Es ist schon interessant,was man alles in etwa 900px Breite rein bekommt. Für mich wirkt die Seite stark überladen vor allem auch unten raus wird es wenig zuviel und unübersichtlich.

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Rainer
am 18.05.2007 - 22:30

3. technisch fortschrittlich sein, heißt: Webstandards so weit wie möglich einhalten, Google erfreuen und ähnliches

Wäre schön gewesen, wenn's geklappt hätte. Eben auf die Startseite geblickt: 106 Fehler meldet Tidy.

man merkt zum Beispiel an einigen verschachtelten DIV-Containern, dass auch moderne Redaktionssysteme Grenzen setzen

Dem kann ich zustimmen, ist aber kein Grund, nicht trotzdem sauberen Quelltext auszuliefern, oder?

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Tomasz Gorski
am 22.05.2007 - 12:48

Thanks for very interesting article Peter. btw. I really enjoyed reading all of your posts. It’s interesting to read ideas, and observations from someone else’s point of view… makes you think more. So please keep up the great work. Greetings

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Michael
am 22.05.2007 - 14:53

Ich verstehe nicht, warum die immer die gleichen Fehler machen. Warum muss mal wieder was neues erfunden werden oder tolle Agenturen sich profilieren. Die NY Times nutzt zum Beispiel Wordpress und hat es für sich umgebaut. Die Süddeutsche war letztes Jahr mit einem Relaunch online gegangen, dass sah ziemlich amerikanisch aus. Es war toll....Es dauert noch ne Weile, bis die Deutschen merken, wie es auch laufen kann. Schade eigentlich, dass wie da immer hinterherlaufen.

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Matthias
am 28.05.2007 - 15:59

Mir gefällt die neue "Welt" sehr gut. Der Auftritt wirkt frisch und modern. Dass er nach unten kein Ende findet, ist ein kleiner Schwachpunkt.

Ausgesprochen positiv finde ich die Tatsache, dass die Welt mit der "Zweitmeinung" explizit eine Verbindung zu anderen Medien herstellt. Das ist neu und ein mutiger Schritt in Richtung Web 2.0.

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